Dieser 19. Newsletter stellt sich die Frage: Stand Handke als Kafka verkleidet auf dem Empire State Building? *)

Damen und Herren vom Stamme der wilderen Leser, Freundinnen und Kollegen …

1.) 1)  Ab 14. Oktober schauen wir in Frankfurt wieder erwartungsvoll drein: Halle 3.1, A 175. Wenn Sie von Klett, C. H. Beck oder K&W her kommen, sehen Sie an unserem Eckstand einen Autor im Dampf einer chinesischen Garküche sitzen. Es ist Hermann Kinder auf dem Cover von »Kina Kina«. Unser Beitrag zum Messethema, im noch unsanierten Schanghai der 80er-Jahre spielend, ist seit 1999 vorrätig.

2)  Unübersehbar auch das Poster mit dem Porträt von Arno Borst: Seinen meisterlichen Text »Meine Geschichte« hat die Jury der Bestenliste von SZ und NDR soeben im Oktober auf Platz 6 gehoben. Das magnum opus des großen Historikers verzögert sich noch. Unsere komplett neu gestaltete Ausgabe (augenfreundlich, überraschend illustriert) von Arno Borsts »Mönche am Bodensee« soll zum 1. Advent kommen.

3)  Johann Peter Hebel kommt nicht zur Messe. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit können Sie am Freitag (16. Oktober) nach 11 Uhr nahe den rot leuchtenden Erstausgaben seiner »Kästchengeschichten« die Autorin sehen, die ihm darin mit eigenen Texten geantwortet hat: Ulrike Draesner.

4)  Vogelflugorakel. Wenn eine Novität noch vor den Rezensionen tagtäglich zwischen Rostock und Konstanz in feinen Mengen nachbestellt wird, wissen wir: die Leser stimmen ab. Bei dem unter Pseudonym schreibenden Anwalt Heinrich Stader mit seinem »Mandanten-Schwarzbuch« passiert das gerade. Das Cover kündet in gebotener Zurückhaltung von einer Position, die in unserer Service-Gesellschaft längst fällig war: »Was Anwälte ihrer oberschlauen Klientel gern schon längst einmal gesagt hätten.«

5)  Während wir in Frankfurt sind, liest Christoph Meckel auf Einladung der Goethe-Buchhandlung in Staufen erstmals aus seinen Erinnerungen an Peter Huchel (»Hier wird Gold gewaschen«): Sonntag, 18. Oktober, 11 Uhr, im Stubenhaus am Marktplatz. Ein trefflicher Ort, dort wird jährlich der Peter-Huchel-Preis verliehen.

6)  Mit räumlicher Entfernung zum Verlagsort erhöht sich die Aufmerksamkeit fürs Ganze. Am 18. Oktober könnten Sie Ihren Fernseher in Richtung »Alpen-Donau-Adria-Raum« richten und die Messe am neu gestarteten Servus-TV anschauen. Der von Red Bull gepowerte Sender, über Satellit und Kabel zu sehen, setzt u. a. auf lebendige Literatursendungen. Es kommen dort einige Minuten lang bewegte Bilder aus Lengwil und Konstanz vor, ein Libelle-Verlagsporträt anlässlich unseres 30. Jahrs, noch dazu in höchst angenehmer Gesellschaft: auch Wieser und Folio werden porträtiert.

7)  Die Rundfunksender veranstalten von Karlsruhe aus wieder die Hörspieltage. Unser erfolgreichster Erzähler ist auch dort unvergessen: Am 8. November nach 14.00 Uhr können die 7- bis 107-Jährigen z. B. bei Deutschlandradio Kultur dem Live-Hörspiel von Fritz Mühlenwegs »In geheimer Mission durch die Wüste Gobi« lauschen. – Zuvor ist schon in Konstanz für den 29. Oktober (19 Uhr, Zunftsaal Rosgartenmuseum) im Rahmen der Baden-Württembergischen Landesliteraturtage  angekündigt: »Ekkehard Faude: Grenzerfahrungen mit Fritz Mühlenweg«.

8) An den Messestand bekommen wir die ersten Exemplare von »Pfeile und Bogen«, eine Sammlung neuer Texte von Amrei Wittwer, Verena Roßbacher, Andrea Grill und Wolfgang Bleier. Am 12. November reisen wir dann nach Dornbirn:  Jürgen Thaler als Herausgeber und die Vorarlberger AutorInnen stellen im »Spielboden« ab 20.30 Uhr das schöne neue Buch vor.


Lesen wir einfach wieder weiter? Und bestellen auch hin und wieder eines der lieferbaren Bücher?  

Freundlich grüßen die Verlegerei und Ihr
Ekkehard Faude

9. Oktober 2009

*) Mit diesem Problem endete die Berichterstattung des deutschen Feuilletons über Daniel Kehlmann im soeben vergangenen Salzburger Sommer. Kehlmann hatte, auf süffisante Bemerkungen Handkes antwortend über das kehlmännische Showtalent, daran erinnert, dass der 24-jährige Handke nach seinem Krawallstart in die Literaturszene (Princeton 1966) ein Kamera-Team aufs Empire State Building bestellt habe, dort habe sich Handke als der zweite Kafka ausgerufen.  – Diese King-Kong-Mythe («I am the new Kafka») erzählt übrigens Reinhard Baumgart auf S. 242 seiner Autobiographie «Damals. Ein Leben in Deutschland», Hanser), ganz ohne darauf hinzuweisen, dass schon 11 Jahre zuvor Martin Walser mit seinem ersten Werk in Kafka-Verdacht geraten war. Alice Schmidt notierte damals in ihrem Tagebuch (24.10.1955) die Reaktion ihres Manns Arno, als er ein von Walser zugesandtes Widmungsexemplar lesen musste: «…ach mein Gott, das ist nichts als der 2. Aufguss von Kafka und Kusenberg zusammen genommen. Das müsste man ihm selber sagen.» Die genaue Belegstelle liefern wir auf Mail-Anfrage nach.


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