Das Buch in Stichworten
1. Stichwort: Leistungsvergleich oder: Es ist gerecht, Unterschiede zu machen. 2. Stichwort: Selbstwertgefühl oder: Es ist normal, anders zu sein.
3. Stichwort: Bildung oder: Die Menschen stärken, die Sachen klären. 4. Stichwort: Zensurensprache oder: Gute Noten sind angenehm, aber nicht genug. 5. Stichwort: Beschönigungen oder: Manche Kinder brauchen es, dass einer sie schönredet. 6. Stichwort: Informtionswert oder: Wunder dauern etwas länger. 7. Stichwort: Die Kraft der Gruppe oder: Alle zusammen sind mehr als die Summe der Einzelnen.
Zensuren sind ungerecht und wissenschaftlich umstritten. Heide Bambach bezieht Stellung in einer aktuellen Diskussion, die über verschärfte Leistungsmessung eine integrative Pädagogik verunmöglicht und kindliche Entwicklungsmöglichkeiten ausgrenzt: »Ich hingegen will die Kinder nicht auf Rangplätze verweisen müssen, ich will nicht sagen müssen, wo ein Kind steht. Denn während meiner ersten 20 Jahre als Lehrerin habe ich gelernt, zwei schlichte Tatsachen ernst zu nehmen:
Unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedlich viel Zeit und Unterstützung, um sich zu entwickeln. Es ist nicht naturgegeben, wann ein heranwachsender Mensch bestimmte Fertigkeiten und Kenntnisse erwerben und bestimmte Fähigkeiten entwickeln muss, um in seinem späteren Leben zurechtzukommen.
Und was auch immer dran sein mag an der alten Rede vom Hans, der nimmermehr lernt, was er als Hänschen nicht lernte, wichtiger für die Haltung von uns Erwachsenen gegenüber den Heranwachsenden scheint mir die Weisheit von »Leo the late bloomer« zu sein, der rein gar nichts richtig machen konnte, bis er aufzublühen begann one day in his own good time.
Dieses Buch erlaubt unter anderem auch solche Lesarten:
Es ist die bewegende Erzählung aus einem Alltag, der schwierigen, heiteren, leistungsstarken und verzagten Kindern Zeit für ihr eigenes Suchen und Fortkommen im Schul-Leben lässt.
Es ist ein geharnischtes Plädoyer gegen die Hardliner einer vorschnellen und ungerechten Vermessung kindlicher Leistungen durch Zensuren, die nur die Besten stützt.
Und es gibt mit den »Entwicklungsberichten« überzeugende Beispiele für Lehrerinnen und Lehrer, die in ihrer eigenen Achtsamkeit bei der Beurteilung von Kindern gestärkt werden wollen.
Die couragierte und zuwartende Pädagogin gibt die Erfahrungen ihrer ausdauernden Arbeit mit Kindern weiter; dass diese Lernabenteuer zugleich Liebensgeschichten sind, gehört zum Urtümlichen ihrer pädagogischen Überzeugung. Und macht über eine Spannung der stilleren Art ein Leseerlebnis möglich, das fortwirken kann: »in one's own good time«.
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