Steen Steensen Blicher LIBELLE VERLAG - STEEN STEENSEN BLICHER - DER HIMMELBERG
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Der dänische Klassiker – nicht nur für die Leseferien in Jütland ...

Im aktuellen »Kulturkanon« Dänemarks steht Steen Steensen Blicher gemeinsam mit Hans Christian Andersen für die Literatur des 19. Jahrhunderts.
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Steen Steensen Blicher, Der Himmelberg

    S T E E N   S T E E N S E N   B L I C H E R
    Der Himmelberg

    Aus dem Dänischen übertragen mit Texterläuterungen
    und einem Nachwort von Inger und Walter Methlagel.
    Illustriert mit Holzstichen von Povl Christensen
    400 S., geb., mit Lesebändchen

    Euro 19,90 [D], 20,35 [A]

    ISBN 13: 978-3-905707-10-6

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Aus dem Inhalt: Der Himmelberg, Die Räuberstube, Der Strumpfkrämer, Tagebuch eines Dorfküsters, Der Pfarrer von Vejlby, Spätes Erwachen, Der Schütze auf Aunsbjerg, Die drei heiligen Abende, Ach! Wie verändert!, Peer Spillemands Reise zum Parnass, Peer Spillemands Schiffsjournal, Keltringleben

Das Buch
Blichers Welt ist Jütland, er lebte noch in einer Heidelandschaft mit Weilern und großen Gutshöfen. Fasziniert von Volksüberlieferungen, mischte er sie auf mit Liebe, Eifersucht, Bauerngeiz und Jagdlust, verschloss aber den Blick nicht vor den frühkapitalistischen Zerstörungen überkommener Lebensformen. Sein Interesse für das Nomadische zeigt sich in wandernden Erzählern wie in einer kraftvollen Zigeuner-Geschichte.
Sein melancholisches Temperament ließ Blicher menschliche Tragik und Vergänglichkeit mit einer Subtilität schildern, die seiner Zeit voraus war: So wurde er zum Klassiker eines psychologischen Realismus. Søren Kierkegaard war unter den Ersten, die Blichers Modernität erkannten. In seinen immer wieder sprachkritischen Grenzgängen ist er allenfalls Nestroy vergleichbar.
Fasziniert von Gegensätzen, belesen in europäischer Literatur und mit nimmermüdem Spott über den Literaturbetrieb seiner Zeit.

Der Autor
Steen Steensen Blicher (1782–1848), ein Pfarrerssohn, der Theologie studierte und Literatur in mehreren Sprachen las. Durch Heirat begütert und dann wieder verarmt, lebte er ab 1819 auf Landpfarrstellen. Seine Familie mit zuletzt 10 Kindern war ein Grund, noch mehr zu schreiben. Ab 1824 wurde er über Zeitschriften mit seinen Novellen zu einem der meistgelesenen Autoren Dänemarks.
Im neuen »Kulturkanon« Dänemarks steht Steen Steensen Blicher fürs 19. Jahrhundert direkt neben Hans Christian Andersen.

Die Herausgeber
Die Übersetzer und Herausgeber: Der österreichische Literaturwissenschaftler Walter Methlagl habilierte sich mit einer Arbeit über Franz Michael Felder und war Leiter des »Brenner-Archivs«. Blichers Prosa übersetzte er zusammen mit seiner aus Dänemark stammenden Frau: Inger Methlagl, geb. Svindt, ist Bibliothekarin und Übersetzerin (Dänisch / Norwegisch).


Textauszug
(Aus: Der Strumpfkrämer)
Manchmal, wenn ich recht weit in die große Alheide hinausgewandert war, nur das braune Heidekraut um mich und den blauen Himmel über mir; wenn ich herumirrte, fern den Menschen und den Denkmälern ihres Weltgetriebes, die ja im Grunde nichts sind als Maulwurfshügel, welche die Zeit oder irgendein unruhiger Tamerlan über kurz oder lang dem Erdboden gleichmacht; wenn ich schwebte – herzensleicht, freiheitsstolz wie der Beduine, den kein Haus, kein eng umgrenztes Feld an seinen Fleck bindet, sondern dem alles gehört, der alles besitzt, was er sieht, der – nicht wohnt – nein, der sich ergeht, wo er will; wenn da mein rundum schweifender Blick am Horizont ein Haus gewahrte und so in seinem leichten Flug unangenehm angehalten wurde: manchmal stand da – Gott vergebe mir diese Gedankenflucht, denn anderes war es doch nicht – der Wunsch auf: wäre diese Menschenwohnung doch weg! Da wohnen ja auch Mühe und Kummer, da wird gezankt, da wird um Mein und Dein gekeift! – Ach! die glückliche Wüste – sie ist mein und dein, sie gehört allen, keinem.

Ein Forstmann soll vorgeschlagen haben, die ganze Kolonieanlage zu zerstören, auf den Feldern der Bewohner und in deren niedergerissenen Dörfern Wald zu pflanzen; mir hat sich manchmal der noch viel unmenschlichere Gedanke aufgedrängt: was, wenn hier noch dicht bewachsene Heide wäre, dieselbe wie seit Jahrtausenden, ungestört, ungerodet von Menschenhand! Aber, wie gesagt, ich meinte das nicht ernst. Denn wenn ich ermattet, müde, verschmachtend von Hitze und Durst, mit schmerzlicher Sehnsucht an das Zelt und den Kaffeekessel des Arabers dachte, da dankte ich Gott, dass ein heidekrautgedecktes Haus, wenn auch noch meilenweit entfernt, mir Schatten und Erquickung versprach.
Und so befand ich mich vor ein paar Jahren an einem stillen, warmen Septembertag weit draußen in eben der Heide, die ich in arabischem Sinn die meine nenne. Kein Wind bewegte den Heiderich, der sich rötete; die Luft war schwül und schläfrig. Die fernen Hügel, die den Gesichtskreis begrenzten, schienen wie Wolken um die ungeheure Ebene zu schwimmen und nahmen manche wunderliche Gestalt an von Häusern, Türmen, Schlössern, Menschen und Tieren; aber alle von dunklem, ungeformtem Umriss, unstet, wechselnd wie Traumbilder: rasch verwandelte sich eine Hütte in eine Kirche, diese in eine Pyramide; hier hob sich eine Turmspitze, dort sank eine andere; ein Mensch wurde ein Pferd, dieses ein Elefant; hier schaukelte ein Boot, dort zog ein Schiff mit ausgespannten Segeln.
Lange ergötzte sich mein Auge an diesen fantastischen Figuren – das Panorama genießt sonst nur der Seemann oder der Wüstenbewohner –; endlich müde und durstig geworden, begann ich unter den vielen falschen ein richtiges Haus zu suchen; recht innig wünschte ich, alle meine prächtigen Feenschlösser einzutauschen gegen eine einzige menschliche Hütte.
Es glückte: bald näherte ich mich einem wirklichen Hof ohne Spitzen und Türme, sein Umriss wurde deutlicher und schärfer, je näher ich kam, und flankiert von Torfstapeln sah er viel größer aus, als er wirklich war.

Stimmen aus dem Feuilleton:
»Die Droste könnte Blichers Novelle durchaus gekannt haben …«
Schöne tragische Erzählungen des Dänen Steen Steensen Blicher
Dänemarks goldenes Zeitalter fällt in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Sören Kirkegaard und Hans Christian Andersen, die Maler Eckersberg und Köbke, der Bildhauer Bertel Thorvaldsen und der Physiker Hans Christian Orsted waren auch außerhalb der Grenzen Dänemarks bekannt. Auch der Dichter und Pfarrer Steen Steensen Blicher, 1782 in der Nähe von Viborg, Mitteljütland, geboren, zählt dazu, obwohl er im Ausland etwas weniger beachtet wurde. [...] sein Debüt von 1824, die Novelle »Bruchstücke aus dem Tagebuch eines Dorfküsters«, die vielleicht erste tragische Prosa in der dänischen Literatur spielt auf dem Lande, wie alle seine virtuosen, psychologisch-realistischen Sachen, und, das ist keine Floskel, sie zeigt im Kleinen das Große, im Provinziellen das Universelle. Tragik ist fast immer dabei. […]
Inger und Walter Methlagels Übersetzung bleibt eng am Text und behält ungebräuchlich scheinende Fremdwörter bei […] man denkt, so hätte Blicher auf Deutsch schreiben können. Das ist ungefähr wie bei den Poe-Übersetzungen durch Arno Schmidt.
Peter Urban-Halle, FAZ

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