Damen und Herren, Freundinnen und Kollegen

dieser Spätherbst wäre schon durch andere Verlagen gut genug. Alexander Kluge hat endlich den Büchner-Preis bekommen. Uwe Timm – seit vielen Jahren bei Büchners übersehens – wird mit »Am Beispiel meines Bruders« gerühmt und breit gelesen. Und in Paris ist endlich Roland Barthes »La Préparation du Roman« gedruckt worden. Eigentlich ist das seine letzte Vorlesung, die er im Monat seines Todes (1980) erst beendete. Man kann bei Barthes aber erleben, was Denken sein könnte. Gab’s im letzten Jahrhundert einen menschenfreundlicheren, offeneren unter den Scharfsinnigen im alten Europa?

Und weil es noch viel zu wenig Buchstaben im All gibt, kommen nun noch hin und wieder Neuigkeiten aus der Verlegerei der Libelle.

Hoffentlich haben wir Ihre Adresse nicht doppelt aufgenommen; wir sollten das sonst erfahren. Sie können aber überhaupt weitere Briefe verhindern, durch entschlossene Abbestellung an obige Adresse. Sie kopieren einfach den folgenden Satz: »Nix für ungut. Aber E-Müll ist das letzte, was ich mir morgens früh wünsche ..., also in den Staub mit aller künftiger Libellenspontanpost ...«.

// Naja; Sie können natürlich uns auch die Mail-Adresse Ihrer besten Freundin bzw. Ihres aufklärungswilligsten Freundes weitergeben; der/die bekommt's dann auch...//

Das Beste in aller Kürze:

1.) Vor vierzehn Monaten kam bei uns in der normalen Post die Leseprobe einer Unbekannten an... Der Text war spannend, eigenartig, jenseits aller Moden. Als knallrotes Buch ist »Stella Runaway« nun seit 3 Monaten lieferbar. Und zum 1. Advent meldeten dpa und einige aufmerksame Medien: Eine (hochkarätig besetzte) Jury hat am 28. 11. in Darmstadt erstmals einen Förderpreis des Deutschen Literaturfonds vergeben. Die Entscheidung von Kerstin Hensel, Reinhard Jirgl und Dagmar Leupold fiel nach einem spannenden öffentlichen Wettbewerb einstimmig auf ein Libelle-Buch.
Unsere Autorin Uta Titz hatte aus ihrem Debütoman »Stella Runaway« gelesen und nahm den mit 5000 Euro dotierten Preis strahlend entgegen.

2.) Vermutlich am Freitag, 12. Dezember, ab 22 Uhr 30 im ZDF: Das Kultur-Magazin »Aspekte« bringt einen Beitrag von Christine Daum über unsere Novität, das Tagebuch Otto Werner von Hentigs (»Von Kabul nach Shanghai«). Es geht um die tollkühne Mission des jungen deutschen Diplomaten von Hentig während des 1. Weltkriegs. Und um nicht weniger als den Beginn der besonderen deutsch-afghanischen Beziehungen vor fast 90 Jahren.

3.) Am 9. Januar 2004 ab 11 Uhr 30 in Radio »Österreich 1«: Lesung aus Ilse Helbichs »Schwalbenschrift«. Dieser autobiographische Erstlings-Roman einer 80-jährigen Frau aus Wien bringt uns übrigens seit Wochen die meisten und beeindruckendsten Leserbriefe.

4.) Unsere bestverkaufte Novität? Die Ritzel-Fans sind wieder im Glück. Stellvertretend für die Profis unter den Rezensenten – nachdem Sie Christian von Zittwitz bereits von unserer Homepage kennen – hier, was Ulrich Noller am WDR über den vierten Berndorf-Roman (»Der Hund des Propheten«) gesagt hat:
Keine Frage, Ulrich Ritzel ist mit seinem neuen Roman wieder ein großer Wurf gelungen. Weil er es schafft, die Stasiwirren, internationalen Waffenhandel, schwäbische Dorfleben, das Beziehungsleben von Berndorfs ehemaliger Assistentin und die Ulmer Pfarrgemeindepolitik zu einem grandiosen, nachdenklichen Plot zu vereinen. Weil er einen überzeugenden, originären, die Handlung perfekt moderierenden Ermittler etabliert hat, der auch in den Fortsetzungen glaubwürdig bleibt. Weil er die Geschichte beider Teile Deutschlands in einer Ulmer Provinzposse blendend spiegelt. Weil er aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionen in seinen Figuren perfekt anlegt. Und weil er einen brillanten, geschliffenen, sachte mitreißenden Erzählton findet; eine sprachliche Qualität, die ihresgleichen sucht.

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Zum Schluss die Indiskretion des Tages, aus dem Mail-Briefchen-Austausch des Verlegers mit der Autorin:

EF an Uta Titz: Nicht verheimlichen will ich dir das folgende zitat, gestern gekommen, aus einem mitteilungsblatt des bochumer frauenladens. Da endet eine wohlwollende rezension so:
»...auch wenn man sich an einigen Stellen ein aufmerksameres Lektorat wünscht... Das hätte vielleicht auch verhindern können, dass sich ein Begriff wie 'negroid' in den Text einschleicht, der zwar von der Autorin neutral beschreibend gemeint aber nicht nur aufgrund seiner Herkunft aus der Rassenbiologie diskriminierend ist.« – Wir haben hier sehr gelacht, das ist der angaloppierende amerikanismus in sachen pc-hysterie. Das wort steht auch im neuen Duden ohne abwertung. Wenn du aber willst, verändern wir das in der zweiten auflage, so in richtung 'mohrenmäßig' vielleicht...

Uta Titz an EF: »Super, auf die hatte ich ja auch gehofft (wenn alles glatt läuft, werden auch noch feministinnen kommen, die sich an meiner knallhart patriarchalischen auslegung der grammatik stören), aber ändern, nee, wenn ich damit anfange, dann gefällt dem nächsten das wort kinderficker nicht und ein dritter findet den begriff bullen diskriminierend....wer all das nicht erträgt, der soll halt ein anderes buch lesen... «




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